Neues aus Shevgaon

Hallo liebe BlogleserInnen,


ich schreibe euch heute wieder aus dem sehr warmen Shevgaon. Aktuell sind hier 35 Grad und alle warten seit einer Woche auf Regen. Eigentlich gibt es im September sehr viel Regen, aber in diesem Jahr fällt der Niederschlag mau aus. Übrigens ist es sehr interessant zu sehen, wie sehr sich die Menschen hier über Regen freuen. In Deutschland verziehen da ja eher alle die Miene.

Ich bin nun schon seit drei Wochen hier und komme immer mehr in einen gewissen, indischen Alltag. Inzwischen habe ich genug Sachen, um mich komfortabel kleiden zu können, werde mir aber in den nächsten Tagen irgendwann auch endlich meinen eigenen Sari kaufen. Das geht natürlich nur mit Hilfe, darum habe ich mich mit einer Lehrerin der Nursing School des Nityaseva Hospitals verabredet, die ihr Zimmer gleich neben meinem hat. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, für welche Farbe ich mich dann letztendlich entscheide.

Die letzte Woche ist ziemlich schnell vergangen. Generell muss man sagen, dass durch die sechs Arbeitstage, die man in der Woche hat, eigentlich gar nicht soviel Zeit für andere Dinge bleibt. Nach meinem Besuch im Students Hostel am letzten Sonntag, der übrigens sehr interessant, aber auch ein bisschen überfordernd war, waren die Nonnen noch zum Essen bei einer...tja...einfach ganz normalen indischen Familie eingeladen. Da bin ich dann mitgegangen und habe das erste Mal außerhalb der Klostermauern auf dem Boden sitzend und mit der rechten Hand gegessen. Das hat ganz gut geklappt…

Meine Arbeitswoche habe ich wieder im Kreißsaal verbracht. Dort werde ich auch noch bis November bleiben, bevor ich jeweils eine Woche in Ward 2 (der Wochenbett- und Schwangerenstation) verbringe und die Sozialarbeiter begleite, die aufs Dorf fahren und dort medizinische Grundversorgung anbieten (davon könnt ihr in anderen Blogs von anderen Freiwilligen lesen). Diese Woche war im Kreißsaal sehr viel los, sodass es manchmal wirklich schwer war, den Überblick zu behalten. Die Hebammen und Ärzte reden meistens Marathi miteinander und wenn es stressig ist, hat nicht immer jemand Zeit, alles nochmal auf Englisch zu erklären. Eigentlich bin ich durch mein Hebammenexamen ja Experte, was geburtshilfliche Fragen angeht, aber hier muss ich mich teilweise wirklich anstrengen, um Folgen zu können. Mir wurde aber in dieser Woche nochmals versichert, dass ich lediglich „Observer“ bin. Es ist also völlig in Ordnung, wenn ich manchmal einfach nur danebenstehe und überfordert bin, weil ich nicht als Arbeitskraft oder so zähle. Das ist sehr beruhigend.

Am Samstag war ich mit den Nonnen dann auf einer Feier, weil eine Kirche im Nachbarort 50jährgiges Jubiläum hatte. Dafür wurde ich in den besten Sari einer Nonne geschmissen, weil ich ja noch keinen eigenen habe. Außerdem wurde mir sehr, sehr viel Schmuck angehängt. Für mich als alte Protestantin ist für kirchliche, festliche Anlässe ja eigentlich weniger manchmal mehr, aber trotzdem habe ich mich wohlgefühlt. Wirklich sehr feierlich. Nach der Veranstaltung gab es ein reichliches Buffet und ich konnte wieder mal meine „Mit-Den-Händen-Essen“-Fertigkeiten unter Beweis stellen. Zusätzlich Herausforderung: eine Deutsche im Sari wird eh schon ziemlich eifrig beobachtet; da möchte man noch viel weniger falsch machen.
Außerdem habe ich Lukas getroffen. Er kommt aus Österreich, studiert Soziale Arbeit und macht hier gerade ein 4monatiges Praktikum in einem Kinderheim für Jungen. Im ersten Moment war es wirklich ein bisschen ungewohnt, mit einem europäischen Mann Deutsch zu reden. Und das schon nach drei Wochen. Wer weiß, wie es mir erst nach drei Monaten geht.

Am Sonntag gibt es hier immer zwei Gottesdienste. Einen um 6.30 Uhr und einen um 8.30 Uhr. Wenn man hier mit den Nonnen im Kloster lebt, sollte man schon zu einem davon gehen. Genau wie die Teilnahme an Ausflügen oder das Mitspielen bei den sonntagabendlichen Kartenspiel-Runden. Natürlich ist das alles freiwillig, aber irgendwie gehört es schon dazu. Falls jemand von euch überlegt, auch hierher zu kommen, solltet ihr das Beachten. Es ist aber immer sehr lustig, sodass es wirklich eine Bereicherung ist. Außerdem lernt man damit viele indische Dinge kennen, die man ansonsten niemals sehen würde. Auf jedem Fall war ich am letzten Sonntag bei der 1. Messe, weil ich danach Schwester Lisa zum Markt begleiten wollte. An jedem Sonntag geht eine andere Schwester und kauft frisches Gemüse für die nächsten vier Tage. Das war echt ganz schön aufregend. Eigentlich wollte ich Fotos machen, aber die 10000 Eindrücke haben mich echt erschlagen (was hier übrigens eigentlich fast immer passiert, wenn ich Fotos in Shevgaon machen möchte). Ich werde also am nächsten Sonntag einen zweiten Versuch starten, aber falls ich auch da noch überfordert bin, habe ich zum Glück noch sieben weitere zur Verfügung.




Bis zum nächsten Mal,
Sophie



PS: Leider klappt es in dieser Woche nicht mit dem Fotos hochladen. Mein Internet ist seit vier Tagen so langsam, dass das wirklich unmöglich ist.

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