Sozialarbeiter-Tour

Guten Tag alle miteinander,


nun ist die Zeit gekommen, in der ich den Kreißsaal hinter mir gelassen habe und beginne, einen Einblick in andere Arbeitsbereiche zu bekommen.

Aber erstmal habe ich am Wochenende einen Apfelkuchen für die Nonnen gebacken. Das war wirklich schön und für mich eine tolle Aufgabe. Ich stand in der Küche, in der halt normalerweise für über 100 Menschen gekocht wird, habe Teig geknetet, Äpfel geschält und den kleinen Kuchen in den indischen Ofen geschoben. Ein ganz besonderes Erlebnis hatte ich auf der Gewürzebene: Weil Zimt einfach in einen ordentlichen Apfelkuchen gehört, hat mir Sister Mary ein paar Stücke gereicht, die ich erst noch mahlen musste. Und der Geruch, der da aus der Mahlmaschine kam, war wirklich unglaublich! So intensiv und...boah! Ich koche und backe auch in Deutschland sehr gern und habe mir bis jetzt eingebildet, dafür gute Gewürze zu verwenden. Aber nach diesem Zimterlebnis ist mir klargeworden, wie viel Luft da nach oben noch ist.
Auf jeden Fall war der Kuchen sehr lecker, die Nonnen haben sich gefreut und ich soll das Rezept hier lassen. Falls jemand von euch auch mit dem Gedanken spielt, eine zeitlang hier zu leben: Ein gutes, einfaches Kuchenrezept im Gepäck ist eine prima Idee. Denn die Nonnen sind darüber wirklich sehr fröhlich.


Seit Montag bin ich nun mit den Sozialarbeitern unterwegs. Sie brechen jeden Morgen (mit viel Gesang und indischen Köstlichkeiten) auf und besuchen mit monatlicher Regelmäßigkeit die umliegenden Dörfer. Auf dem Programm steht: Schwangerenvorsorge, Impfen von Kindern, Wochenbettbetreuung und eben einfach das Besuchen der Dorfbewohner. Im Mittelpunkt stehen natürlich immer Frauen und Kinder. Das ganze funktioniert nur mit Hilfe von den sogenannten „Health Care Workers“. Das sind Frauen, die in den Dörfern wohnen und im ständigen Kontakt mit den Krankenhausmitarbeitern stehen. Sie haben einen sehr guten Überblick über die Abläufe im Dorf, wissen, wer schwanger ist, wie es welchen Familien geht und auf was man vielleicht besonders achten sollte. Außerdem passen sie auf, dass keine Familie bei den monatlichen Besuchen vergessen wird und alle registriert werden und bleiben. Neben der gesundheitliche Versorgung klären die Sozialarbeiter natürlich auch über Dinge (wie zum Beispiel Wasserversorgung) auf und setzen sich dafür ein, dass Menschen aus niedrigeren Kasten, oder Mädchen, mehr Rechte erlangen und gefördert werden.

Ich muss wirklich sagen, dass mich diese Arbeit sehr, sehr beeindruckt. Wie schon so oft in meinen letzten Wochen (und Monaten) hier, habe ich auch in dieser Woche wieder das Gefühl, dass es im Zusammenhang mit dem Nityseva Hospital sehr viele Menschen gibt, die mit sehr viel guten und wichtigen Ideen Großes vollbringen. Daneben fühle ich mich manchmal völlig nutzlos.


In der nächsten Woche werde ich dann in Pathardi und auf der Wochenbettstation hier im Nityaseva Hospital helfen. Und für meine letzten Tage hier habe ich mir etwas ganz Besonderes überlegt: Ich werde ein bisschen in der Küche beim Kochen und Chapati machen über die Schultern der "Mauschis" schauen. Also den Frauen, die hier alles sauber halten und für das Essen zubereiten. Vielleicht kann ich dann, wenn ich wieder in Deutschland bin, ein echtes, indisches Mahl kochen. Das wäre sehr schön! Von all diesen Dinge erzähle ich natürlich später mehr.

Jetzt werde ich noch zu einem kleinen Abendspaziergang aufbrechen und mir ganz langsam überlegen, was ich nach Deutschland mitnehme. Es ist nämlich so, dass man auf den innerindischen Flügen nur 15 Kilogramm Gepäck bei sich haben darf. Nicht, wie auf den internationalen Routen: 23. Zum Glück wusste ich das vorher, ansonsten wäre es sehr teuer geworden. Damit ich die 15 Kilo auf dem Rückflug nicht überschreite (was nach dem ganzen Geshoppe auf jeden Fall der Fall wäre), wollte ich mir selbst ein Paket nach Deutschland schicken. Das wiederum sollte man lieber aus eine größeren Stadt, wie zum Beispiel Pune, machen. Da bin ich nächste Woche. Bis dahin muss das Paket also fertig gepackt sein. Außerdem sollte man immer auch ein ganz kleines bisschen davon ausgehen, dass die Fracht eventuell nicht (oder nicht vollständig) ankommt. Darum sollte man nichts schicken, was einem zu viel bedeutet und mit einem gewissen Herzblut verbunden ist. Aber auch diese Sache werde ich organisiert bekommen. Ganz sicher!

Viele Grüße aus Shevgaon,

Sophie

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